Zeckenzeit!!!

… das Frühjahr und der Herbst sind leider auch die Zeiten, der gemeinen und fiesen Auwaldzecke - auch Wiesenzecke genannt -
Sie gehört zu den Buntzecken und ist durch ihre auffällige Mamor-Zeichnung auf dem Schild zu erkennen. Im Gegensatz zu den „gewöhnlichen“ Zecken ist sie kälteresistent und bereits bei niedrigeren Temperaturen aktiv und durch ihren speziellen Entwicklungszyklus vor allem im Frühjahr (bis Mai) und im Herbst (ab September) ganz hoch im Kurs.
Leider ist es wie bei allem im Leben: Ihre vermeintliche Schönheit verbirgt ein gemeines Inneres. Unter anderem ist sie der Überträger der Babesiose, verwirrenderweise auch Hundemalaria genannt. Der Einzeller der Gattung Babesia dringt in die roten Blutkörperchen Ihres Hundes ein und zerstört diese, was natürlich zu einer Blutarmut und hohem Fieber führt und unbehandelt nicht selten binnen Tage tödlich endet. Wir sprechen hier also nicht von einer einfachen Erkältung. Ist Ihr Hund plötzlich müde und matt, zeigt von jetzt auf gleich hohes Fieber oder gar blutigen Harn liegt der Verdacht einer Babesiose vor – dies ist ein absoluter Notfall und Sie sollten umgehend einen Tierarzt aufsuchen, ja leider auch am Sonntag oder zum Osterfest …Besonders im Saarland, Rehinland-Pfalz, Bayern, Sachsen und Brandenburg häufen sich die Fälle dieser heimtückischen Erkrankung und viele Hundebesitzer stehen vor einem Dilemma: Zum einen wollen sie ihren Liebling „chemiefrei“ halten, zum anderen ist die Gefahr der Babesiose real.

Wie schützen? Pflanzliche Mittel wie Lavendelöl, Eukalyptus, Citronella, Schwarzkümmel oder Kokosöl, Bernstein- oder Keramik-Ketten sehen bestimmt trendy an Ihrem Liebling aus und sorgen für viele „ooohh wie gut er riecht“-Kommentare – ein effektiver Zeckenschutz ist es oft leider nicht. Auch wenn wir es alle nicht gerne hören wollen: Kein Zauber ohne Preis – wir müssen leider zu chemischen Helferleins greifen. Gerade in Enzootie-Gebieten sind Risiken von möglichen Nebenwirkungen (die es zweifelslos im Einzelfall geben kann!) verschwindend gering im Vergleich zum Risiko einer Infektion mit Babesia.Da die Übertragung der Babesien erst nach 48-72h erfolgt – wenn die Zecke gut gespeist hat und ihr Verdauungs-Räusperchen macht – kommen sowohl Mittel mit einer Repellent-Wirkung (abschreckend) als auch abtötender Wirkung (die Zecke beißt zwar, stirbt aber schnell ab) in Frage.Mittel mit Repellent-Wirkung (als Halsband oder Spot-On Präparate = Tropfen für den Nacken):
Permethrin (z.B. Expsot, Advantix, Ataxxa, Effitix, Preventic, Vectra 3D)
Deltamethrin (z.B. Prevendog, Scalibor Halsband)
Flumethrin (z.B. Seresto, Kiltix Halsband)
Mittel mit abtötender Wirkung (Tabletten oder Injektion):
Fluralaner (z.B. Bravecto)
Afoxolaner (z.B. Frontpro, NexGard)
Lotilaner (z.B. AdTab, Credelio)
Sarolaner (z.B. Simparica)
Für was Sie sich entscheiden, liegt dabei bei Ihnen: Halsbänder sollten nicht bei Wasserratten eingesetzt werden oder bei kleinen Betthasen oder Kopfkissen-Bewohnern wenn Kleinkinder im Haus sind, bei Spot-On Präparaten sollte der Hund für mindestens 2h nicht unbedingt abgeknuddelt werden. Sowohl Halsband und Spot-On kann bei Mehr-Hunde-Haushalten zu Nebenwirkungen führen, wenn die jeweils anderen Hunde das Halsband belecken oder in der 2h Phase ihre Freunde mit der Zunge von dem Spot-On befreien wollen.
Tabletten hingegen sind gerade für Mehr-Hunde-Haushalte gut geeignet, müssen aber über den Magen aufgenommen werden, wirken daher „von innen“ und sollten vor allem bei MDR-1 gefährdeten Rassen (z.B. Collie) nur mit Rücksprache eines Tierarztes eingesetzt werden.
Zeckenprophylaxe bei Welpen: Bei Hunden unter einem Jahr empfehle ich immer kurzwirksame Präparate (4 Wochen), denn was drin ist, ist drin. Kam es zu keinen seltenen Nebenwirkungen, kann man dann im Folgejahr auch auf ein länger wirksames Präparat umsteigen
Zeckenprophylaxe während Trächtigkeit und Laktation: ein schwieriges Thema … Nach Studien offiziell zugelassen sind: Exspot, Advantix, und Scalibor (reppelent-Wirkung) sowie Bravecto, Frontpro und NexGard (abtötende Wirkung). Trotz allem sollte hier immer eine Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen, in besonders betroffenen Gebieten kann dies sinnvoll sein, in anderen würde ich abraten. Besprechen Sie dies am besten mit dem Tierarzt Ihres Vertrauens
